Transformation des Senior-Living-Segments:
Neue Konzepte für neue Seniorengeneration
- Rund 400.000 seniorengerechte Wohneinheiten fehlen derzeit in Deutschland
- Insbesondere im Servicewohnen und Betreuten Wohnen besteht akuter Versorgungsmangel
- Neue Seniorengeneration verändert den Markt: höhere Ansprüche an Autonomie, digitale Services und gemeinschaftsorientierte Wohnformen
Stuttgart, den 26. November 2025. Der deutsche Senior-Living-Markt steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Die Nachfrage nach modernen und flexiblen Wohnformen für ältere Menschen steigt rapide, während das bestehende Angebot mit dieser Entwicklung nicht Schritt hält. Das wurde bei der Online-Pressekonferenz „Investieren in den demografischen Wandel – Perspektiven im Senior-Living-Markt“ mit Jochen Zeeh, Geschäftsführer der IMMOTISS, Michael Eisenmann, Geschäftsführer der Real Blue und Prof. Dr. Henric Hahr, Head of Asset Management der Real Blue sowie mit Svetoslav Markov, Geschäftsführer der Humanika Unternehmensgruppe, deutlich.
Bereits heute stehen rund 15 Millionen Menschen täglich mit dem Thema Pflege in Berührung. Gut 6 Millionen Menschen sind pflegebedürftig, 8 Millionen übernehmen Angehörigenpflege und 1,4 Millionen arbeiten professionell in der Pflege. Die Zahl der Pflegebedürftigen wächst kontinuierlich und wird sich durch den demografischen Wandel weiter erhöhen. Gleichzeitig ändern sich die Erwartungen der kommenden Seniorengeneration deutlich: Sie bleibt länger fit, ist digital-affin und wünscht sich lebensnahe Wohnformen, die Selbstständigkeit, Service und Gemeinschaft ermöglichen. „Wir stehen am Beginn einer grundlegenden Neudefinition des Wohnens im Alter“, fasst Michael Eisenmann, Geschäftsführer der Real Blue zusammen. „Das ist eine große gesellschaftliche Aufgabe – und eine große Chance.“
Jochen Zeeh, Geschäftsführer von IMMOTISS, macht auf eine strukturelle Versorgungslücke aufmerksam: „Deutschland erreicht aktuell nur rund acht Prozent der notwendigen seniorenspezifischen Wohnangebote. Eine ausreichende Versorgung liegt jedoch erst ab zehn Prozent vor. Das entspricht einem Fehlbestand von etwa 400.000 Wohneinheiten.“ Besonders groß ist die Lücke im Bereich des Servicewohnens und des Betreuten Wohnens, wo lange Wartelisten und hohe Nachfrage inzwischen zum Normalfall gehören.
Ein wesentlicher Treiber für diesen Wandel ist die sogenannte Boomer-Generation. Sie sucht Wohnformen, die mehr bieten als die klassischen Pflegeangebote. Autonomie, Komfort, Teilhabe und digitale Unterstützung stehen im Mittelpunkt ihrer Erwartungen. „Die ältere Generation von morgen lässt sich nicht mehr mit den klassischen Pflegeangeboten abholen“, erklärte Svetoslav Markov, Geschäftsführer der Humanika-Gruppe. „Sie erwartet flexible Wohnmodelle, digitale Unterstützungssysteme und Serviceleistungen, die sich präzise an den eigenen Lebensstil anpassen lassen.“
Auch institutionelle Investoren reagieren auf diese Entwicklungen. Michael Eisenmann, Geschäftsführer von Real Blue, hebt hervor, dass sich Portfolios zunehmend in Richtung serviceorientierter Wohnformen verschieben: „Wir sehen eine klare Tendenz hin zu Konzepten, die Selbstständigkeit ermöglichen und dabei professionell gemanagt werden. Entscheidend ist dabei die Qualität des Betreiberkonzepts.“ Prof. Dr. Henric Haar, Head of Asset Management bei Real Blue, ergänzt: „Senior-Living-Immobilien werden künftig eine deutlich größere Rolle in Immobilienportfolios spielen, insbesondere weil andere Nutzungsarten wie Büro und Einzelhandel an Attraktivität verlieren.“
Als weiterer zentraler Faktor für die Zukunft des Marktes gilt die Digitalisierung. Moderne Assistenzsysteme, intelligente Gebäudetechnik und digitale Serviceplattformen sollen Sicherheit, Effizienz und Selbstbestimmung erhöhen. „Digitale Systeme können Verhaltensmuster erkennen, Gefahrensituationen frühzeitig melden und Betriebskosten senken“, so Markov. „Das macht Senior Living nicht nur sicherer, sondern auch wirtschaftlich attraktiver.“
Damit jedoch ausreichend neue Angebote entstehen können, bedarf es politischer Unterstützung. Die Experten nannten insbesondere zügigere und klarere Genehmigungsverfahren, die Förderung bezahlbaren Wohnraums – etwa über KfW-Programme – sowie eine präzisere rechtliche Einordnung neuer Wohnformen. Zudem müsse der Prävention ein höherer Stellenwert zukommen, um Pflegebedürftigkeit möglichst lange hinauszuzögern.
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